Das Wachstumshormon (GH), auch Somatotropin genannt, wird von der Hirnanhangdrüse produziert. Es spielt eine entscheidende Rolle beim Zellwachstum, der Gewebeentwicklung und der Stoffwechselregulation.
Warum werden GH-Werte gemessen?
Diagnose von GH-Störungen – Insuffizienz oder Überproduktion (Akromegalie).
Therapiekontrolle – Bei Wachstumshormontherapie bei Kindern und Erwachsenen.
Stoffwechseluntersuchungen – Zusammenhang mit Insulin, Glukose und Lipidprofil.
Typische Laborparameter
Parameter Normbereich (Erwachsene) Hinweis
Plasmaspiegel von GH <1 µg/L (Ruhen) Spontane Schwankungen, daher oft im Rahmen eines Stimulations- oder Unterdrückungstests gemessen.
Insulin-like Growth Factor 1 (IGF-1) 110–300 ng/mL Reflektiert die langfristige GH-Aktivität; weniger schwankend als GH selbst.
IGF-Binding Protein 3 (IGFBP-3) 2,5–10 µg/mL Bindet IGF-1 und reguliert dessen Bioverfügbarkeit.
Insulin 4–11 µU/mL (Ruhen) Wechselwirkung mit GH im Glukosestoffwechsel.
Glukose 70–99 mg/dL Beeinflusst die GH-Sekretion.
Triglyceride, HDL-/LDL-Cholesterin Variiert nach Altersgruppe GH hat Einfluss auf Lipidmetabolismus.
> Hinweis: Die Referenzwerte können je nach Labor und Testmethode leicht variieren.
Wie werden die Tests durchgeführt?
Vorbereitung
- Fasten (8–12 h) für IGF-1, Glukose, Lipidprofil.
- Keine körperliche Belastung vor dem Test.
Probenahme
- Blut aus einer Vene (normalerweise im Oberarm).
- Für GH-Stimulations-Tests: Mehrere Messungen über 3–4 h nach Gabe von Medikamenten (z.B. Glukose, Insulin, arginin).
Bei Therapie: alle 3–6 Monate; bei Diagnose: nach Abschluss des Tests.
Beeinflusst Sport die GH-Werte?
Kurzfristig erhöht, aber nicht signifikant im Labor. Wichtig ist jedoch die langfristige Trainingswirkung auf IGF-1.
Fazit
Die Messung von Wachstumshormon und verwandten Parametern liefert entscheidende Hinweise auf das Endokrine Gleichgewicht. Durch korrekte Durchführung und Interpretation der Blutwerte können Störungen frühzeitig erkannt und behandelt werden, was besonders für die langfristige Gesundheit wichtig ist. Humanes Wachstumshormon (HGH) ist ein Peptidhormon, das von der Hypophyse im Gehirn produziert wird. Es spielt eine zentrale Rolle bei der Regulation des Wachstums und der Entwicklung des Körpers, insbesondere in den ersten Lebensjahren, sowie bei der Aufrechterhaltung von Stoffwechselprozessen im Erwachsenenalter. HGH wirkt auf nahezu jedes Gewebe, indem es die Zellteilung anregt, Proteine synthetisiert und die Fettverbrennung fördert. Seine Wirkung ist eng mit dem Wachstumskontrollzentrum des Körpers verbunden, das gleichzeitig das Knochenwachstum, die Muskelmasse und die Regeneration von Organen steuert.
GH – Auf einen Blick
Produktion und Regulation
Die Hypophyse produziert HGH in Reaktion auf verschiedene Signale: Schlaf, körperliche Aktivität, Nährstoffverfügbarkeit und hormonelle Rückkopplung. Der Ausschüttungsrhythmus ist pulsierend, wobei die meisten Spitzen im frühen Nachtschlaf auftreten. Melatonin, Insulin und Glukagon wirken stimulierend, während Cortisol und Adrenalin hemmend wirken.
Wirkmechanismen
HGH bindet an spezifische Rezeptoren auf Zelloberflächen (GHR). Durch die Aktivierung des Januskinase-Signalwegs wird das Signal-Transduktionsprotein STAT5 aktiviert, welches Gene für Wachstumshormone, Insulinähnlichen Wachstumsfaktor 1 (IGF-1) und andere Wachstumsmediatoren einschaltet. IGF-1 ist ein wichtiger Effektor, der die Zellproliferation fördert und die Proteinsynthese in Muskel- und Knochengewebe steigert.
Physiologische Wirkungen
• Erhöhung der Knochenmasse und des Knochendichtemesswerts
• Förderung der Muskelproteinsynthese und Steigerung der Muskelkraft
• Anregung der Lipolyse (Fettabbau) und Verringerung des Körperfettes
• Unterstützung der Regeneration von Geweben, einschließlich Herzmuskel und Leber
• Modulation des Glukosestoffwechsels – HGH wirkt leicht insulinresistent, was bei Überdosierung zu Hyperglykämie führen kann
Klinische Anwendungen
Die synthetisch hergestellte HGH (somatropin) wird zur Behandlung von Wachstumshormonmangel bei Kindern und Erwachsenen eingesetzt. Auch in der Sportmedizin wird es wegen seiner anabolen Effekte kontrovers genutzt, was jedoch durch die WADA-Regeln verboten ist.
Krankheiten & Symptome
Wachstumshormonspeicherungen
a) Akromegalie (übermäßige HGH-Produktion im Erwachsenenalter)
- Symptome: Schiefstellung der Kieferknochen, übergroße Hände und Füße, Kopfschmerzen, Glaukom, Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz
- Diagnose: Erhöhung des Serum-IGF-1 sowie Messung von GH-Ausschüttung nach Somatostatin-Test
b) Gigantismus (übermäßige HGH-Produktion vor der Schließung der epiphysären Wachstumsfugen)
- Diagnostik: Messung von Serum-GH bei Stimulationstest (GHRP-2 oder Arginin) und IGF-1-Werten
Paraneoplastische Syndrome
Einige Tumoren können ectopisch HGH produzieren, was zu Akromegalie führt. Hier sind Symptome ähnlich wie bei einer primären Hypophyse-Überproduktion.
Metabolische Komplikationen
- Hyperglykämie und Diabetes mellitus: HGH reduziert die Wirkung von Insulin auf Glukoseaufnahme in Muskelzellen, führt zu erhöhtem Blutzuckerspiegel.
- Lipidstoffwechselstörungen: Erhöhte LDL-Levels und abnehmende HDL-Level bei chronischer HGH-Überproduktion.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Chronische Akromegalie ist mit einer erhöhten Rate von koronaren Herzkrankheiten, perikardialer Effusion und hypertrophischem Myokard verbunden. Die Behandlung der hormonellen Überproduktion reduziert das Risiko signifikant.
Diagnostische Verfahren
Serum IGF-1: Stabiler Indikator für langfristige HGH-Aktivität
Somatostatin-Test (Glucagon-Stimulation): Misst die maximale GH-Ausschüttung
Bildgebung: MRT der Hypophyse zur Erkennung von Adenomen
Endoskopische Ultraschalluntersuchungen bei Verdacht auf ectopisches HGH
Therapieoptionen
Medikamentös
- Somatostatin-Analogien (Octreotide, Lanreotide) blockieren die GH-Ausschüttung
- Dopaminagonisten (Cabergolin) wirken bei bestimmten Adenomen
- IGF-1-Antagonisten (Pegvisomant) hemmen die Wirkung von IGF-1
Chirurgisch
Transsphenoidalresektion des Hypophysenadenoms ist der Standard, um die Quelle der GH-Überproduktion zu entfernen.
Strahlentherapie
Bei nicht operablen Tumoren oder als Ergänzung zur Operation eingesetzt, jedoch mit Langzeitfolgen wie hypopituitarischer Sekundärdepression.
HGH-Ersatztherapie
Bei Mangelzuständen wird synthetisches HGH verabreicht, um das Wachstum zu normalisieren und metabolische Funktionen wiederherzustellen. Dosierung richtet sich nach IGF-1-Spiegeln und individuellen Bedürfnissen.
Langzeitfolgen einer unausgeglichenen HGH-Spiegel
Osteoporose bei Unterproduktion
Adipositas, Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes bei Überproduktion
Psychische Auswirkungen wie Depression, Angststörungen und Schlafprobleme
Fazit Humanes Wachstumshormon ist ein vielseitiges Hormon, das sowohl lebenswichtige Wachstumsprozesse als auch komplexe Stoffwechselwege steuert. Ein ausgewogenes Niveau ist entscheidend für die körperliche Gesundheit; Abweichungen können zu ernsthaften Erkrankungen führen, die eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie erfordern. Die Fortschritte in der molekularen Diagnostik und in der medikamentösen Behandlung haben es ermöglicht, sowohl HGH-Mangel als auch Überproduktion erfolgreich zu behandeln und die Lebensqualität betroffener Patienten erheblich zu verbessern.